Sonderausstellung

Musik aus dem Trichter – Als Maschinen musizieren lernten

Wer da meint, Technikgeschichte wäre dröge und hätte nichts mit Musik zu tun, sieht sich beim Thema der nächsten Sonderausstellung der Richard-Wagner-Stätten Graupa eines Besseren belehrt. Die Musik und die Worte, die erst in den Trichter gesungen oder gesprochen wurden und dann vor allem aus dem Trichter wieder herausklangen, bilden nur einen Teil des Themas ab, aber es ist derjenige Teil, der für unser modernes Musik-Erleben-Können der entscheidende ist.

Musik aus dem Trichter

Wer da meint, Technikgeschichte wäre dröge und hätte nichts mit Musik zu tun, sieht sich beim Thema der nächsten Sonderausstellung der Richard-Wagner-Stätten Graupa eines Besseren belehrt. Die Musik und die Worte, die erst in den Trichter gesungen oder gesprochen wurden und dann vor allem aus dem Trichter wieder herausklangen, bilden nur einen Teil des Themas ab, aber es ist derjenige Teil, der für unser modernes Musik-Erleben-Können der entscheidende ist. Namentlich stehen dafür Thomas Alva Edison – auch bekannt für die Erfindung der Glühbirne, und der aus Hannover stammende Emil Berliner, die im Abstand von lediglich 10 Jahren ihre Sprechmaschinen erfanden. Der erste entwickelte – eher ein Zufallsprodukt bei der Suche nach Verbesserung des Telefons – den Wachswalzen-Phonographen, dessen Bedeutung mehr in der Sprach- als in der Musikwiedergabe gesehen wurde. Der zweite suchte nach einer qualitativ geeigneten Form der Musikreproduktion und experimentierte dazu mit Edisons Erfindung. Das Ergebnis: Grammophon und Schallplatte. Zwar kannten die Menschen des 19. Jahrhunderts durchaus Musikautomaten und -uhren, die Klänge erzeugen konnten. Die Suche nach Luxus und Unterhaltung, Repräsentation, aber auch menschlicher Entwicklergeist hatten seit der Antike unzählige Möglichkeiten der Klangerzeugung hervorgebracht, so – um nur einige wenige Beispiele zu nennen – hydraulisch betriebene Automaten, Uhren mit Musikwerken, zwitschernde Vögel, Wasserorgeln, selbstspielende Musikinstrumente. Manches, wie die sprechenden Köpfe oder eingefrorene Worte im Posthorn, stammt wohl eher aus der Trickkiste. Aber aus einem Apparat die eigene Stimme oder die Aufnahme eines Sängers oder Musikers zu hören, war noch einmal etwas ganz Anderes. Neben begeisterter Euphorie, gab es auch ängstliche Ablehnung oder die Unterstellung der bewussten Scharlatanerie.

Die Technischen Sammlungen Dresden stellen für die Ausstellung einerseits Sprechmaschinen zur Verfügung, aber auch Spiel- und Musikwerke, die als preiswerte Alternative zum Konzertsaal das Erlebnis des Musikhörens und sogar des eigenen Musikspielens möglich machten. Weitere Leihgaben stellt das Musikinstrumentenmuseum im Grassi, das Uhrenmuseum Glashütte, die Gesellschaft für selbstspielende Musikinstrumente sowie private Leihgeber zur Verfügung.

Die Ausstellung thematisiert weiterhin Leipzig als Zentrum der Herstellung selbstspielender Instrumente. Und auch Richard Wagner – wen wundert es – wird in der Ausstellung zu finden sein. Immerhin hat er die Anfänge der Edison-Ära miterlebt, wenn auch nicht unbedingt deren Bedeutung erkannt. Dass er der Wiedergabe seiner Musik mittels Leierkasten kritisch gegenüberstand, ist mehr als nur eine Vermutung. Zu ihrer Popularisierung trug auch diese bei. Andere Komponisten wie Beethoven, Mozart, Händel und Haydn haben eigens für Flötenuhren Musik geschaffen und waren sich nicht zu schade, ihre Werke den Anforderungen dieser Medien in Tonumfang und Länge anzupassen.

Musik aus dem Trichter